Schmerz und Gewebeschaden
Als spezialisierte Physiotherapiepraxis und Kompetenzzentrum für Patienten mit Rückenschmerzen und Nackenschmerzen in Köln möchten wir in diesem Beitrag ein wenig Aufklärung zum Thema Schmerz im Allgemeinen betreiben. Der in der Medizin gültige Ansatz ist nämlich schon bei Weitem differenzierter, als allgemeinhin angenommen wird.
Noch immer ist in den meisten Köpfen ein veraltetes und vereinfachtes Bild von Schmerzen geprägt: Demnach gehen Schmerzen immer mit einer Gewebsschädigung einher und die Schmerzintensität ist immer entsprechend der Größe der Gewebsschädigung.
Hierfür ein einfaches Beispiel: Sie schneiden sich beim Kochen mit dem Messer in den Finger. Sie werden Schmerzen haben, die dem Schnitt entsprechen. Der Körper macht Sie durch Schmerz auf die Gefahr für den Körper aufmerksam und fordert Sie damit auf, sich dem Problem anzunehmen. In diesem Falle die Wunde zu säubern, zu verbinden und zu schonen. Die Wunde wird verheilen und der Schmerz wird nachlassen und schließlich gänzlich verschwinden.
Dieses Modell ist nach wie vor gültig, trifft aber nur auf aktuelle, sogenannte akute Schmerzen zu. Das Schmerzmodell ist aber schon vor längerer Zeit erweitert worden, da Schmerzen häufig auch dann noch bestehen, wenn die Verletzung bereits lange verheilt ist!
Nehmen wir als extremes Beispiel einmal die Schmerzen nach einer Beinamputation. Hier können Schmerzen in dem Bein überdauern, obwohl das Bein schon seit langer Zeit amputiert und die Operationswunde sauber verheilt ist: die sogenannten Phantomschmerzen.
Wieviel Schmerz man spürt, ist also eben nicht unbedingt vom Schweregrad der entstandenen Verletzung abhängig!
Noch nicht überzeugt? Neben vielen sehr guten wissenschaftlichen Studien, die diese Aussage belegen, gibt es auch eine sehr logische, rein anatomische Erklärung: Der menschliche Körper hat keine Schmerzrezeptoren! Es existieren lediglich 3 verschiedene Arten von Rezeptoren:
- Thermorezeptoren, die auf Hitze und Kälte reagieren.
- Mechanorezeptoren, welche auf Druck und Zug ansprechen.
- Chemorezeptoren, die den pH Wert messen.
Die Informationen dieser Rezeptoren werden per Nerven an das Rückenmark gesendet, dort auf einen anderen Nerven umgeschaltet und dann an das Gehirn weitergeleitet. Erst das Gehirn mit all seinen verschiedenen Hirnarealen bewertet, ob die eingegangenen Messwerte kritisch sind. Und erst dann generiert das Gehirn das Gefühl „Schmerz“. Schmerzen entstehen also IMMER erst im Gehirn. Bei jedem Menschen.
Gerade dieser Umstand ist für die Therapie von Rückenschmerzen und Nackenschmerzen von elementarer Bedeutung! Denn es folgt hieraus eine Konsequenz für die Therapie, die alle Schmerzpatienten unbedingt verinnerlichen sollten: Wenn die Reparatur des ehemals geschädigten Gewebes durch Ihren Körper weitestgehend abgeschlossen ist, so ist Ihr Körper belastungsstabil für eine Therapie.
Und damit gilt: Nicht höhere Gewichte im Training schaden Ihrem Körper, sondern vielmehr zu wenig spezifische Bewegung und eine zu schwache Muskulatur, die sich viele von uns durch Inaktivität über viele Jahre angeeignet haben.
Sollten während oder nach der Therapie Schmerzen auftreten, so sind diese häufig beeinflusst durch Ihr Schmerzgedächtnis (dies ist eine Kombination aus gestörten Regelmechanismen sowohl an den Rezeptoren, dem Leitungsweg zum Gehirn und im Gehirn selbst). Es gilt dann, dem Körper wieder zu vermitteln, dass die Bewegung ihm nicht schadet. Bildlich gesprochen überschreiben wir falsche (beziehungsweise nicht mehr angemessene) Informationen in Ihrem Gedächtnis mit neuen, positiven Informationen.
Neue Forschungen zeigen einen auch noch einen weiteren Grund, warum regelmäßiges Training hilft, Schmerzen zu reduzieren. Wird ein Training richtig gestaltet regen sowohl kräftigende Übungen als auch Ausdauertraining ein kleines Areal im Hirnstamm (das periaquäduktale Grau) an, welches körpereigene Opiate freisetzen kann. Diese hemmen z.B. die Weiterleitung der oben genannten Rezeptorenmesswerte, wenn sie im Rückenmark auf einen anderen Nerven umgeschaltet werden. Die Messwerte, welche im Gehirn ankommen, sind dann folglich niedriger. Ein sehr machtvolles Instrument, welches auch starke Schmerzen gänzlich ausschalten kann. Körpereigene Opiate machen übrigens nicht abhängig.
Dieser Prozess benötigt Zeit. In der Regel 3-6 Monate. Kräftigende Übungen haben hier den Vorteil gegenüber Ausdauertraining, dass sie in der Beschwerderegion über eine Kräftigung der Muskulatur, z.B. bei Bandscheibenvorfällen im Rücken oder Nacken, mehr Stabilität im Alltag gewährleisten. Je spezifischer diese Übungen ausfallen, umso größer ist dieser Effekt. Das ist auch einer der Gründe, warum wir vom Rückenzentrum Köln sehr spezielle Geräte und eine individuelle Betreuung sowie gezielte Physiotherapie einsetzen.
Um Sie noch weiter zu beruhigen, hier ein paar statistische Zahlen: Nur 3% unserer Patienten können nicht von der Trainingstherapie profitieren. Das heißt: 97% unserer Patienten haben weniger häufig oder weniger starke Beschwerden, 50%-70% werden beschwerdefrei. Daher gilt:
„Es gibt kein Medikament und keine andere Maßnahme, die einer körperlichen Anstrengung vergleichbaren positiven Effekt auf die Gesundheit des Organismus besitzt.“
Professor Hollmann (Vorreiter der deutschen Sportmedizin)
Sie brauchen nur etwas Geduld und Trainingsfleiß!
Ihr Team vom Rückenzentrum Köln